Zum
Verständnis: Der Dehnungsreflex und die autogene
Hemmung
Muskelspindeln
und Sehnenspindeln sind Sensoren zum Schutz vor Überdehnung.
Bei
der Dehnung einer Muskelfaser lösen die Muskelspindel über einen einfachen
Reflexbogen, d. h. direkt an
das Rückenmark ohne Einbeziehung des Gehirns, den sogenannten
Dehnungsreflex aus. Dieser Reflex führt
zu einer Kontraktion des betreffenden
Muskels. Wird die Dehnung z. B. durch einen äußeren Widerstand noch verstärkt treten die etwas trägeren Sehnenspindeln in Aktion. Im
Gegensatz zu den Muskelspindeln bewirken diese jedoch eine
Hemmung (autogene Hemmung), und der Muskel erschlafft. So wird dem Muskel eine gewisse
Dehnungsreserve gegeben bevor er reißt. Bei ungenügender Beweglichkeit sinkt
die Reizschwelle der Sensoren, die
Muskeln reagieren auf jede ungewohnte Dehnung sehr empfindlich. Die Folge ist, man wird steif und
unbeweglich. Oft genug wird durch eine geringe Überdehnung der Dehnreflex
ausgelöst und eine Zerrung, im schlimmsten
Fall, ein Muskelriss am Sehnenansatz sind das
Ergebnis.
Durch gezieltes Dehnen wird die
Reizschwelle der Reflexmechanismen erhöht, deren Zusammenspiel verbessert, und der
Muskel geschmeidig gemacht.
Wie
werden die Übungen durchgeführt?
1.)
Der Muskel wird bis zur vorläufigen Ermüdung so weit es geht gedehnt. (ca. 15
- 20 Sekunden)
2.) Dann wird gegen den
Widerstand, z. B. der haltenden Hand, oder der Unterlage, der Muskel angespannt.
(ca. 6 - 8 Sekunden)
3.) Die Spannung wird für ca.
3 - 4 Sekunden gelöst, ohne jedoch die Gelenkstellung zu verändern.
4.) Jetzt wird noch einmal
soweit es geht nachgedehnt, und die Endposition für ca. 8 Sekunden gehalten.
Alle Übungen sind langsam,
statisch, ohne federn und wippen durchzuführen.
Welche
Übungen sind für den Läufer am wichtigsten?
- Übung für die Beinbeuger
Dabei
wird die hintere Oberschenkelmuskulatur
gedehnt. Legen Sie die Ferse auf einem erhöhten Ort
(z. B. Stuhl, Zaun, etc.) ab. Das Knie wird nicht ganz durchgedrückt. Beugen
Sie nun der Oberkörper weit nach vorne, die Nase Richtung Knie, die Hände zum
Fußgelenk.
- Übung für die Beinstrecker
Dabei wird die vordere Oberschenkelmuskulatur gedehnt. Stellen Sie sich aufrecht
hin. Halten Sie sich
eventuell fest um das Gleichgewicht zu halten. Winkeln Sie ein Bein an, umfassen
den Spann mit der Hand.
Ziehen Sie nun den Fuß weit zum Gesäß. Achten Sie dabei darauf dass die
Pobacken und die Bauchmuskeln angespannt sind. Das Knie bleibt nahe am Standbein (nicht ausweichen).
- Übung für die Wade
Dabei wird die Wade und die Achillessehne gedehnt. Diese Übung beugt vielen
Knie und Achillessehnen beschwerden vor. Lehnen Sie sich entweder aus der Schrittstellung oder, die
intensivere Form Beidbeinig,
schräg entweder gegen eine Wand, einen Baum oder ein Verkehrsschild. Beide
Fersen bleiben auf dem
Boden. Halten Sie die Pobacken und die Bauchmuskeln angespannt und schieben Sie
die Hüfte nach vorne.
- Übung für den großen Laufmuskel (Gesäß) und Ischiasbereich
Dabei wird das Gesäß, der Rücken- und der Ischiasbereich gedehnt. Diese
Übung ist auch sehr gut geeignet
um Ischiasbeschwerden vorzubeugen. Sie stellen sich beidbeinig, etwa
schulterbreit hin. Beugen Sie den Oberkörper nach vorn und lassen Sie erst mal die Schwerkraft wirken. Der Kopf zeigt
nach unten. Fassen Sie mit den Händen die Knöchel an und verstärken Sie dadurch
den Zug.
- Übung zur
Dehnung der Adduktoren
Dabei wird die innere Oberschenkelmuskulatur gedehnt. Stellen Sie sich etwa
Dreifach, hüftbreit auf. Verschieben Sie den Körperschwerpunkt zur Seite, jedoch nicht über das Knie
des Standbeines. Die Pobacken und die Bauchmuskeln werden wieder angespannt.
Die Hände können in der Hüfte abgelegt werden. Wichtig ist dabei auch auf eine parallele Fußstellung zu achten.
Diese
Übungen erheben keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Vor allem die Übungen 1.) bis 3.) sollten unbedingt nach dem Laufen gemacht werden.
Je höher der Trainingsumfang desto kräftiger sollte auch gedehnt werden. Es gehören zu einer
ganzheitlichen Gesunderhaltung natürlich auch Übungen des Oberkörpers, des
Rumpfes usw. die aber hier nicht behandelt
werden können, um den Rahmen dieser Seite nicht zu sprengen.
Wie
oft und wie stark soll ich dehnen?
Oft und sanft, statt hart und heftig!
"Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muss es auch tun."
(Goethe)
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